Dienstag, 30. August 2011

Latrejefeld revisited



Samstag 27. August 2011 

Eigentlich war an diesem Samstag eine Tour mit Kollegen von Goppenstein via Leukerbad und Gemmipass bis Kandersteg geplant: Chalberfärich. Aufgrund der Kaltfront welche im Nacht durchgezogen war und das Bild der Webcams an diesem Morgen entschieden wir uns jedoch anders. Schnee bis auf 200 MüM, während der geplante Tour bis drei Mal über 2300 Meter führen würde…keine gute Idee. 
Wir entschieden uns dann spontan auf Reichenbach zu fahren, und von dort übers Latrejefeld zu fahren, eine Tour welche ich in Juni auch schon mal allein gemacht hatte. Bei frischen aber schönen Wetter fuhren wir zu dritt Richtung Reichenbach. 

Da ging es, kaum auf dem Bike, sofort zur Sache, direkt ab Start steigt man in den ersten Kilometern doch durchschnittlich mit 10%. Nichts mit gemütlichen einfahren also, dafür waren die frische Temperaturen kein Problem.Wir genossen die sehr sehr klare Bergsicht und konnten wenig später dann etwas entspannter in das Suldtal reinfahren.

Bei der Anstieg zum hinteren Suldtal kam dann plötzlich Nebel hervor, zuerst noch zaghaft, aber immer dicker. So sahen wir im hinteren Suldtal keine imposante Bergwelt rundum, und auch bei der Anstieg zum Latrejefeld betrug der Sicht teilweise weniger als 50 Meter. Dazu kam dann noch Regen, na toll!













Oben wurden wir aber für die Strapazen belohnt: die Wolken zogen auf und wir genossen den Blick auf den Bergen.


Es war zwar nur 5 Grad, und etwa 70 Meter höher sahen wir Schnee, aber wir freuten uns trotzdem auf den weiteren Weg. 

Morgenberghorn und Rengglipass
Im Stall konnten wir uns rasch trocken anlegen und dann ging es runter: zuerst über die Wiese, dann über einen Bergweg und dann die Schotterstrasse durch den Spiggengrund. 
Blick Richtung Spiggengrund
Für die Übergang ins Kiental nahmen wird dann einen kuulen technischen Singletrail (leider keine Bilder, wie immer bei den schönsten/schwierigsten Abfahrtstrails). Im Kiental gab es dann eine kurze Lunch-Rast bei einer schönen Grillstelle, bevor es entlang Spiggenbach und Chiene via Aris zurück auf Reichenbach ging. 





Fazit: durch das Wetter eine recht anstrengende Tour, welche auch konditionell einiges abverlangt. Das Bergsträsschen zum Latrejefeld schlängelt sich Kurve um Kurve hoch, fast ohne Ende.
Total: 36.5 Km / 1520 Hm / Fahrzeit 3:40h

Montag, 8. August 2011

Saflischpass

Freitag 5. August 2011

Morgens um 6:25 stehe ich in Thun auf dem Bahnhof parat. Neben mir warten noch einige Wandervögel und sonst vor allem viele Arbeitenden auf dem Zug. Zum Glück gehöre ich nicht zu denen heute - ich habe mich heute den Saflischpass auf dem Bike vorgenommen. Viel Gutes habe ich bereits darüber gelesen (u.a. hier), und eineinhalb Stunde später stehe ich in Fiesch auf dem Bahnhof, parat für diese Tour wo überall so gelobt und gepriesen wird - ich bin fest gespannt ob all diese Erwartungen auch erfüllt werden können?!

Es fangt auf jeden Fall schon mal gut an: schon nach einen Kilometer muss ich das Bike hochstossen, der alte Weg nach Ernen ist zu steil und verblockt für mich... Wie das wohl weiter geht? Die strenge Passage ist aber nicht lang, und schon bald kann ich wieder aufs Velo, auch wenn der Weg bis Ernen noch einigen Schweisstropfen braucht.


 Ernen ist aber wunderschön malerisch, und nachher wird der Weg aber merkbar leichter.


Es geht zuerst auf Asphalt, später über einen Kiesweg (alte Binntalstrasse durch die Twingischlucht) gemütlich hoch Richtung das ebenfalls pittoreske Ze Binne. 

Ze Binne

Von Ze Binne bis Heiligkreuz ist die immer noch gemütlich ansteigende Strasse nochmals geteert, ab dort ändert sich aber alles. Ab hier bis zum Pass gibt es kaum noch flache Abschnitte und geht es noch etwa 1100 Meter hoch. Über einen Bergweg geht es zuerst steil weiter, das warme und tüppige Wetter setzt noch einen drauf. 

Technisch ist es alles sehr einfach zum Fahren, aber die Kräfte müssen gut eingeteilt werden, geht es noch weit hinauf! Dafür ist die Aussicht sehr schön, langsam sinkt das Binntal hinter mir in der Tiefe und gewinne ich auf der schotterigen Strasse an Höhe. Unterhalb Saflischmatta auf etwa 1800 Meter mache ich eine kurze Frühstückspause und geniesse die Sonnenstrahlen welche einen Weg durch die Wolken finden. 

Blick zurück ins Binntal
 Ab hier geht es dann eine Weile weniger steil in das Tal hinten, bis bei Sickerchäller den nächsten steileren Abschnitt folgt. 

Da die steileren Steigungen sich aber mit flächeren Teilen ablösen, ist der Weg bis zur Pass gut fahrbar.

Von da irgendwo bin ich hoch gekommen
Langsam aber stetig ändert sich die Landschaft und wird immer karger. Unbemerkt bin ich auch schon die Baumgrenze passiert, dank noch erstaunlich viel Blumen bleibt es aber recht grün. Kurve um Kurve schlängelt sich die Schotterstrasse hier hoch, bis sie auf 2336 Meter Richtung Furggerchäller abbiegt. 



Ich gehe hier weiter über den Trail Richtung Saflischpass, muss die letzten 200 Höhenmeter jedoch mehrmals kurze Passagen stossen. Mittlerweile geniesse ich die atemberäubende Bergwelt hier oben.




Und dann bin ich auch schon oben, ganz allein und geniesse der Moment und die Ruhe. Noch nie war ich so hoch in den bergen mit dem Bike!

Letzte Blick zurück Richtung Binntal
Und weiter geht's Richtung Rosswald
Etwa hundert Meter tiefer, auf der andere Seite des Passes finde ich dann ein hilbes Plätzchen für die Lunch, und anschliessend geht es weiter mit der Abfahrt: von der Pass bis kurz vor Brig sind es immerhin etwa 1800 Höhenmeter... Der erste Teil bis Fleschboden ist herrlich flowig, nur ganz kurze Abschnitte, dort wo im Frühling die Bäche runter kommen, sind technisch schwierig, resp. zwingen mir Kurz ab dem Bike.


Saflischpass ab Fleschboden
Die Trailspass setzt sich fort indem ich unmittelbar vor Fleschboden links abzweige und bis Stafel weiter surfe. Bike-Genuss der höchsten Kategorie! Und das mit - trotz Wolkenfeldern - herrliche Aussichten. 
Vorne zweigt links der nächsten Single-Trail ab

Hier spickt mich der Trail dann kurz auf einen Kiesweg aus, welche ich grad nach Stafel verlasse und für einen Suonentrail der Gibjeri entlang eintausche. 


"Suonen sind die historischen Bewässerungskanäle im Schweizer Kanton Wallis. Diese Wasserleitungen bestehen aus offenen Gräben, die das kostbare Wasser von den Gebirgsbächen - zum Teil auf abenteuerliche Art - auf die trockenen Weiden und Äcker, in die Weinberge oder auf die Obstplantagen bringen." 

Und abenteuerlich sind sie - hier ist höchste Konzentration gefragt, ist der Trail oft recht schmal und wartet links der Abgrund, und recht das Wasser.... Aber auch sehr abwechslungsreich, und eine schöne Erfahrung hier zu fahren.

Der Suonentrail bringt mich bis Rosswald wo ich eine weitere kurze Pause einlege: hausgemachter Abrikosenkuchen habe ich mich verdient. 

Nach der Pause folgt dann der nächste Trailspass: der unter Insider als "36-er" bekannte Abfahrt von Rosswald nach Brig. In ein Wort: herrlich! Die eine Kurve folgt auf die Andere, dann mal eine Serpentine, dann mal eine Kurve zum richtig reinliegen, dann wieder mal einen Absatz, extrem abwechslungsreich und eine der absoluten Highlights von diesem Bike-Jahr. 


In no-time bin ich unten, kurz vor Brig in Lindwurm-City, und entscheide mich dort die Tour bis Visp zu verlängern. 

So fahre ich nach Holzji hoch und verschwinde dort wieder im Wald. Über verschiedene Trails und Schotterwegen komme ich leicht oberhalb Gamsen aus. Hier hätte ich im Nachhinein besser die Hauptstrasse nach Visp genommen. Auf der Karte sah die von mir gewählte Route aber interessant aus... Was auf mich wartete war zuerst ein unfahrbar Steiler Schotterweg, und anschliessend einen sehr abenteuerlichen Suonentrail nach Visp. Mehrfach mit Fixseile gesichert und mit brutal steile Abgründe habe ich einen Grossteil dieser Strecke gelaufen - das Risiko einer Absturz war mich zu gross. 

Rechts des Trails etwa 120 Meter nichts...
Wenigstens einige Bäume und somit mehr Sicherheit
 Aber in Visp überherrschte dann gleich wohl das Gefühl, eine der schönsten Touren dieses Jahres gemacht zu haben. Wow...I'll be back! 



Fazit: dieser Tour gehört zu meinem persönlichen Topp Drei dieses Jahres. Sehr abwechslungsreich, sowohl was der Besteigung als der Abfahrt (mit gefüllte als 90% Trail-Anteil) betrifft. Technisch sehr gut Fahrbar, Konditionell durch die rechte Steigung schon anspruchsvoll. Den letzten Teil der Verlängerung über den Suonentrail nach Visp würde ich nicht mehr mit dem Bike machen. Die Abgründe sind mir zu gefährlich, und ich musste grosse Teile laufen.
Total: 53.55 Km / +1790 Hm, - 2150 Hm / Fahrzeit: 5:25h; Zeit inkl. Pausen: 7:00h